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Die asiatische Hornisse (Vespa Velutina)

Allgemein

Die asiatische Hornisse, oder wie sie formell heißt, die Vespa Velutina Nigrithorax, wurde erstmals in 2004 in Südfrankreich gesichtet, nachdem sie in einem Überseecontainer aus China eingeschleppt wurde.

In Deutschland wurde sie erst im Spätsommer 2014 in Waghäusel bei Karlsruhe (BW) gesichtet. Das erste Vorkommen im Saarland erfolgte später im Jahr 2020.

Die asiatische Hornisse ist in der EU als invasiv eingestuft (vgl. sog. „Unionsliste“). „Invasiv“ bedeutet, dass sie aufgrund ihrer Lebenseigenschaften bestehenden Ökosystemen außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets und der Landwirtschaft gefährlich werden kann. Aufgrund ihrer Einstufung ist sie meldepflichtig (EU-Verordnung Nr.1143/2014, Art. 16 und 17) (LUA Saarland 2023)

Eine Sichtung einer asiatischen Hornisse kann über das saarländische Meldeportal (http://www.velutina-saar.de [Externer Link]) gemeldet werden.

Die Daten vom Meldeportal werden an die Taskforces zur Behandlung und Maßnahmenergreifung weitergeleitet.

Taskforces unterstützen die Bekämpfung der asiatischen Hornisse

Im Jahr 2023 hat die asiatische Hornisse sich im Saarland in allen Kreisen etabliert.

Aufgrund der Erfahrungen in Ländern wie Frankreich, Spanien oder Italien muss man davon ausgehen, dass man die asiatische Hornisse nicht mehr vertreiben kann. Sogar wenn es für ein Jahr gelingen sollte, wird es mit Sicherheit zu einer Reinvasion aus umliegenden Ländern kommen.

Anderseits sollten wir alles daran tun, die Anzahl Nester so weit wie möglich einzudämmen, damit die Hornisse nicht überhand nehmen kann, so wie es in weiten Teilen Frankreichs bereits der Fall ist. Im Südwesten Frankreichs zum Beispiel wurden wegen die asiatische Hornisse Verluste von 30 bis sogar 80% der Bienenvölker gemeldet (Laurino, 2019). Aber auch für unsere Biosphäre im Allgemeinen ist die Bedrohung, die von der Hornisse ausgeht, einfach zu groß.

 

Um die Verbreitung der asiatischen Hornisse im Saarland einzudämmen, wurden im August 2023 in allen Landkreisen sog. „Taskforces“ eingerichtet. Diese Taskforces bestehen aus Imkern, die bereit sind sich ehrenamtlich für die Bekämpfung der asiatischen Hornisse zu engagieren.

Es ist Aufgabe einer Taskforce eine breite Kenntnis des Wesens der asiatischen Hornisse und eine Expertise im Aufspüren und ggf. Vernichten ihrer Nester aufzubauen. Dazu stehen die Taskforces in engem Austausch untereinander und darüber hinaus auch mit ähnlichen Gruppen in anderen Bundesländern und auch in Nachbarstaaten.

Das so erlangte Wissen soll eingesetzt werden um insbesondere den Imkern zu helfen im Schutz der Bienenvölker und sie zu begleiten in der aktiven Bekämpfung der Hornisse. Darüber hinaus soll dieses Wissen auch eingesetzt werden um die Mitbewohner:innen im Kreis zu informieren und sie bei Befall durch die Hornisse zu unterstützen.

Übergreifend für das Saarland hat der Landesverband Saarländischer Imker (LSI) Christoph Altmeyer () als allgemeiner Kontaktperson für die Kreis-Taskforces benannt. Für den Kreisverband Merzig-Wadern hat Jonas Frey () diese Rolle übernommen.

Außerdem kann man sich über  auch an folgende Ansprechpartner im Kreis wenden:

  • Beckingen: Dirk Schläfer
  • Merzig: Jonas Frey
  • Wadern-Weiskirchen: Ton van Osch

Nach einem „Anlauf“ in den Jahren 2020 bis 2022 ist das Vorkommen der asiatischen Hornisse in 2023 förmlich explodiert. Viele Imker und auch sehr viele Mitbewohner:innen meldeten, dass sie die Hornisse am Bienenstand, im ihrem Garten und sogar an Küchenfenster gesichtet hatten.

Diese Meldungen wurden zuerst durch das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) ausgewertet und dann an die einzelnen Taskforces weitergeleitet. Daraufhin konnten insbesondere durch den unermüdlichen Einsatz der Taskforces insgesamt nicht weniger als 246 Nester im ganzen Saarland aufgespürt werden. Davon konnten 174 Nester erfolgreich durch den vom LUA beauftragten Sachverständigen, Viktor Martin, vernichtet werden.

Im Kreis Merzig-Wadern wurden insgesamt 24 Nester gefunden, davon 19 durch die Arbeit des Taskforces MZG. Insgesamt wurden im Kreis 19 Nester vernichtet. Ein Nest konnte nicht vernichtet werden, weil es zu hoch in einem Baum hing und für 4 Nester war der Zeitpunkt (Mitte November) leider zu spät.

Aufgrund der nicht- oder zu spät gefundenen Nester kan man ableiten, wo sich im Folgejahr (hier: 2024) mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit neue Nester entwickeln werden. Demgemäß wird sich auch die Taskforce MZG zur Bekämpfung aufstellen.

Aus dem Bild sollte außerdem klar sein, dass eine Taskforce alleine das nicht bewältigen kann. Sie wird (noch mehr) auf die Hilfe der Imker im Kreis  angewiesen sein, sonst wird die asiatische Hornisse überhand nehmen.

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Wie erkennt man die asiatische Hornisse?

Die asiatische Hornisse hat folgende Merkmale:

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Warum betrachten wir die asiatische Hornisse als so viel bedrohlicher als die (einheimische) europäische Hornisse?

Die Bedrohung der asiatischen Hornisse für bestehende Ökosysteme hat vor allem mit ihrem Beuteschema zu tun.

Aus den Daten einer französischen Studie (Rome, 2021) geht hervor, dass die asiatische Hornisse am liebsten Honigbienen jagt (38 %). Auf dem „Speiseplan“ stehen aber auch Wespenartige, die unter allgemeinen Artenschutz (Mehrzahl der Wespen) oder sogar besonderen Artenschutz (z.B. europäische Hornisse / Vespa Crabro) stehen und viele Schmetterlinge.

Obwohl die Honigbiene also das bevorzugte Beutetier ist, ist die Hornisse ein Generalist mit bis zu 160 Insektenarten in ihrem Beuteschema. Wildbienen (inklusive Hummeln) dagegen werden eher „per Zufall“ gefangen und stellen deshalb nur 0,02% der Gesamtbeute dar.

Es ist aber die Kombination mit der Menge an Biomasse, die diese Hornisse für ihre Brut braucht, die ihre Auswirkung auf unsere Biosphäre erstmals deutlich zeigt. Für ein einzelnes Nest sammelt die asiatische Hornisse nämlich etwa 11 KG Biomasse. Der Anteil von 38% Honigbienen in diesen 11 KG entspricht also alleine schon über 4 KG und damit (für Imker eine sprechende Zahl) etwa 100.000 Bienen.

Im Vergleich: die europäische Hornisse sammelt „nur“ etwa 4 KG Biomasse und darin sind die Diptera (Fliegen aller Art), die mit über 90% die weitaus bedeutendste Gruppe. Ab Anfang Juni sammelt diese Hornisse täglich lediglich ca. 10-15 Bienen pro Volk. Für die Honigbienen und andere (bedrohte) Insektenarten stellt die europäische Hornisse deshalb keine Gefahr dar. (Rickinger, 2023)

Eine andere französische Studie (Villemant, 2011), die aber die gleichen Daten, wie die soeben genannte Studie benutzte, gibt weitere Hinweise über das Beuteschema der asiatischen Hornisse. Obwohl diese Daten oft zitiert werden, sollten sie mit Vorsicht benutzt werden, weil die Zahlenbasis einfach zu beschränkt ist (nur Dordogne, nur 16 Nester), um sie so „absolut“ zu verwenden, wie zu oft getan wird. Man sollte die Ergebnisse der Studie deshalb eher als Tendenz sehen.

So gesehen darf man also feststellen, dass Honigbienen in urbaner Lage tendenziell deutlich mehr (zirka 65%) erbeutet werden, während es in landwirtschaftlichen Gebieten nicht nur die Honigbienen (34%), sondern sogar etwas öfter Fliegen aller Art sind (35%), die betroffen sind.

Ein zusätzlicher Faktor, die die asiatische Hornisse aber wirklich zu einer Bedrohung werden lässt, ist die Kombination aus Fortpflanzung und Nestbau (Jahn, 2023).

Ein Volk der asiatischen Hornisse kann bis über 500 Gynen (Jungköniginnen) zeugen, allerdings schaffen es letztendlich nur 5 bis 10 Jungköningen im Folgejahr ein aktives Nest zu bilden. Die europäische Hornisse dagegen kommt nur auf 1 bis 2 neue Nester im Folgejahr. Hinzu kommt, dass die asiatische Hornisse 12 bis 15 Nester pro km² bauen kann, während die europäische Hornisse nur auf 1 Nest pro km² kommt. Und dann muss auch darauf hingewiesen werden, dass ein Nest der asiatischen Hornisse auf dem Höhepunkt in August-September etwa 1.000 bis 2.000 Adulten haben kann, während das Nest der europäischen Hornisse es auf „nur“ 400 bis 700 Adulten bringt.

Der Druck, die die asiatische Hornisse mit dieser Bevölkerungsdichte und mit der beschriebenen Menge und Zusammensetzung der Futtersammlung auf die Biosphäre ausübt ist damit um ein Vielfach größer als welches anderes Lebewesen in unserer Natur. Den Mensch natürlich nicht mitgerechnet.

 

Ein letztes Wort zur Bedrohung durch die asiatische Hornisse.

Als Einzeltier ist die asiatische Hornisse genauso friedlich wie die europäische Hornisse und wird nur stechen, wenn sie wirklich bedroht wird.

Anders ist es aber bei einem Volk. Die asiatische Hornisse reagiert viel stärker und aggressiver wenn die Wächterinnen meinen, dass ihr Nest bedroht wird. Wenn ein Nest also in einem Strauch oder Hecke hängt und ein Mensch zu nah kommt kann es zu einem Angriff kommen, der für den (oder die) Betroffenen zumindest schmerzhaft enden kann, aber unter Umstände (z.B. Allergie) auch tödlich enden kann. Dazu kommt, dass die asiatische Hornisse bei einem Angriff ihr Gift auch im Flug absetzen kann, was wenn es in die Augen gelangt, zu Augenverletzungen führen kann. (Laborde-Castérot, 2021)

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Wie verläuft der Lebenszyklus eines Volkes der asiatischen Hornisse?

In einer französischen Studie aus 2014 (Monceau, 2014) wird der Lebenszyklus eines Volkes der Vespa Velutina wie im Bild dargestellt.

Im Detail:

Eine Gyne (Jungkönigin) der asiatischen Hornisse fängt in Februar bis April an ein Primärnest in einem geschützten Bereich zu bauen, aber im späteren Verlauf, wenn das Nest zu klein und die Lage ungünstig wird, zieht das Volk in ein zweites Nest um, an einer freieren und höhergelegenen Stelle.

Von eher rundlich, wird das Nest später eiförmig, wenn die Arbeiterinnen es mit mehreren Schichten zellenartiger Pappe verstärkt haben, um es gegen Wettereinflüsse zu schützen. Die äußere Hülle wird dafür wasserabstoßend gemacht. Viele Nester haben einen Durchmesser von 40 bis 60 cm mit darin 4 oder 5 Wabentellern. Große Nester können aber einen Durchmesser von 80 cm und einer Höhe von 1 Meter erreichen mit bis zu 11 oder 12 Wabentellern. Ganz am Anfang kann der Eingang an der Unterseite sein, aber im weiteren Verlauf wird der Eingang seitlich verlagert.

Ein erwachsenes Volk wird im Gesamtlebenslauf im Schnitt etwa 6.000 Individuen haben, aber bei großen Völker kann dies auch bis zu 15.000 betragen.

Die ersten Drohnen erscheinen ab Mitte September und die ersten Gynen (Jungköniginnen) schlüpfen Anfang Oktober, in dieser Zeit steigt auch die Zahl der Arbeiterinnen rasant an  um die Larven und die frischgeschlüpften Adulten zu füttern. Somit erreicht das Volk ihre maximale Größe Anfang November.

Nachdem die Drohnen ihre Begattungsaufgabe erfüllt haben, die Alt-Königin stirbt und nach und nach auch die Arbeiterinnen sterben, nimmt die Völkergröße wieder schnell ab. Nur die neuen Gynen überleben und suchen sich einen Unterschlupf im Boden, in morschem Holz oder Risse und Spalten zum überwintern.

Ein leeres Nest wird danach nie erneut bevölkert. Es kann vorkommen, dass es noch einige Zeit von Gynen, die zu spät geschlüpft sind, bewohnt wird. Diese sind aber unfruchtbar und werden später sterben.

Die asiatische Hornisse baut ihre Nester bevorzugt in Städten und am Stadtrand (49%), gefolgt von landwirtschaftliche Gegenden 43%. Die asiatische Hornisse baut ihre Nester bevorzugt in Städten und am Stadtrand (49%), gefolgt von landwirtschaftliche Gegenden 43%. Nur selten werden Nester in Wäldern (7%, aber dafür unserer Erfahrung im Kreis, oft in Waldrandlage) oder Feuchtgebieten (1%) gebaut (Villemant, 2011).

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Wie und was jagt die asiatische Hornisse?

Die adulten Hornissen ernähren sich von süßen Flüssigkeiten und mit der energiereichen Proteinmasse, die die Larven auswürgen, wenn diese um Futter betteln. (Villemant, 2011)

Es ist also nicht für sich, sondern zur Fütterung ihrer Larven, dass die asiatische Hornisse Insekten jagt. Und dies tut sie opportunistisch: sie greift Insekten einer gewissen Größe an, wenn davon lokal im Überfluss vorhanden sind.

Gerade das ist typisch der Fall für Honigbienen in ihren Bienenkästen, aber auch nestbildende Wespen oder auch Fliegen auf Aas oder Vieh sind effiziente Beute. Der ungewöhnlich hohe Anteil Honigbienen deutet aber darauf, dass es sich hier um eine Spezialisierung handeln könnte.

Wenn die Hornisse ein Insekt fängt, nimmt sie dieses nicht sofort mit zum Nest, sondern sie zerlegt es und nur der Thorax (= Brustbereich) mit den schweren Flugmuskeln wird zum Nest getragen. Dieser Thorax wird dort zerkaut und dient als Futter für die Larven. (Villemant, 2011)

ABER WIE JAGT SIE JETZT? (Villemant, 2011)

Die Hornisse nimmt schwebend vor den Bienenkasten eine strategische Position in und blickt nach „außen“ um anfliegende Sammlerbienen abzufangen. Sie kann dabei vorwärts oder sogar rückwärts fliegen, aber auch wie ein Hubschrauber stationär bleiben.

Vor dem Bienenkasten benimmt sie sich territorial, weil sie ihre Position auch gegen anderen Hornissen verteidigt wird. Ihr Territorium ist etwa einen halben Meter vor dem Bienenkasten.

Sobald die Hornisse eine Biene gefangen hat und wegfliegt, kommt oft innerhalb von 3 bis 7 Sekunden eine Andere, die ihren Platz einnimmt.

Die asiatische Hornisse hat ihr Jagdverhalten am Tagesrhythmus der Bienen angepasst: sie fliegt eher morgens und nachmittags, und weniger um die Mittagszeit. Im Gegensatz zur europäischen Hornisse fliegt sie aber nicht nachts.

Das Jagdverhalten der asiatischen Hornisse ist nicht nur bedrohlich für die Bienen aufgrund der Anzahl erbeuteten Bienen, sondern auch, und vielleicht sogar insbesondere, wegen ihrem permanenten Fliegen vor dem Bienenkasten, die bei den Bienen zu einer Sammelstarre führt, das heißt, das die Sammelbienen nicht mehr ausfliegen um Nektar oder Pollen zu sammeln. Wenn dadurch die Honigvorräte im Bienenkasten nicht ausreichend aufgebaut werden, kann das im Winter zum Verhungern des Bienenvolkes führen. (Villemant, 2011)

 

Es wird öfters gefragt, wie die Honigbienen in Asien denn mit der asiatischen Hornisse umgehen und ob die europäischen Honigbienen sich nicht ähnlich an sie anpassen werden.

Eine Studie (Tan, 2007) hat das Verhalten der asiatischen Honigbiene (Apis Cerana) mit dem der Anfang des 20. Jh. in China eingeführte europäische Honigbiene (Apis Mellifera) verglichen und kam zu folgenden Unterschieden:

  • Wenn eine asiatische Hornisse in die Nähe des Nests kommt, kommen bei Cerana 3x so viel Wächterbienen zum Einsatz, wie bei Mellifera
  • Beim Anfliegen des letzten Meters zum Nest fliegt die Cerana geradeaus, während die Mellifera die Fluggeschwindigkeit drosselt und auf „Tänzel“-Kurs geht. In Folge ist die zurückkehrende Cerana Arbeiterin 20x schneller am Nest als die Mellifera.
  • Beim „Heat-balling“ (=Einkapseln) einer Hornisse werden bei der Cerana mehr Bienen eingesetzt um so eine höhere Kerntemperatur zu erreichen um die Hornisse abzutöten, als bei der Mellifera
  • Wenn es zum Angriff durch die asiatische Hornisse kommt, ziehen die Cerana sich auch schon mal ins Nest zurück um da eindringende Hornissen über das Heat-balling zu töten. Die Mellifera macht das eher nicht.
  • Eine Gruppe Cerana -Arbeiterinnen „schimmert“ kollektiv mit ihren Flügeln um ein visuelles Verwirrungsmuster zu erzeugen, was der Hornisse zeigt, dass sie gesehen wurde und das Volk vorbereitet ist. Die Mellifera kennt dies nicht. (N.B. in einer anderen Studie wird dies „Schimmern“ deshalb als „I see you“ Signal beschrieben).

Es muss also festgestellt werden, dass die europäische Honigbiene in China auch nach über 100 Jahren Erfahrung mit der asiatischen Hornisse wenig zu ihrer Verteidigung dazu gelernt hat. Deshalb wundert es nicht, dass die ineffiziente Verteidigung der Apis Mellifera auch in Frankreich nach 20 Jahre Erfahrung bestätigt wird (Arca, 2014). Zu erwarten, dass die deutschen Honigbienen es besser und schneller lernen werden, ist deshalb äußerst unwahrscheinlich oder besser: ausgeschlossen.

Eigentlich beschränken die europäischen Bienen sich nur auf ein Verhalten, was als „Bee carpet“ (übersetzt: Bienenteppich) bezeichnet wird. Dabei sammelt sich eine große Anzahl Bienen sich auf dem Flugbrett. Hornissen wagen sich nur selten an so einem „Bee carpet“, sondern beschränken sich auf einzelne Bienen oder zurückkehrende Sammlerinnen. Allerdings werden für den „Bee carpet“ nicht nur Wächter, sondern auch viele Sammlerinnen mobilisiert, was dazu führt, dass die Sammelaktivität deutlich (weiter) reduziert wird.

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Und (für Imker) das Wichtigste: wie können wir die asiatische Hornisse bekämpfen?

a) Aufspüren und Vernichten

Aufgrund des Lebenszyklusses der asiatischen Hornisse würde man unterstellen, dass es zwei Ansatzpunkte gibt:

1) Abfangen der Gyne bis zum Fertigstellen des Primärnests;

2) Aufspüren und Vernichten des Primär- und/oder Sekundärnests.

 

Zu "Abfangen der Gynen" (Jungköniginnen): von dieser augenscheinlich logischen Möglichkeit müssen wir nach heutigen Kenntnissen abraten. Die Gründe dafür sind folgende:

  1. Fallen im Frühjahr aufstellen bringt nichts: mit Sondergenehmigung der Behörden wurden im Frühjahr 2023 etwa 400 Fallen mit Zuckerlösung als Lockstoff in und um Schmelz aufgestellt. Es wurde aber keine einzige Gyne der asiatischen Hornisse gefangen. Die ersten Gynen die nach Mitte April gefangen wurden, waren europäische Hornissen als unbeabsichtigter Beifang. (Altmeyer, 2023) In Frankreich wurde in einer Studie (Rome, 2013) ein ähnliches Ergebnis gefunden: im Zeitraum von 2009 bis 2011 worden in hunderten Fallen weniger als 20 Gynen gefangen, obwohl später fast 700 Nester gefunden wurden. 
  2. Wichtiger ist aber, dass das Abfangen von Gynen nicht zu einer Reduktion der Anzahl Nester führt. In der Nähe von Bordeaux wurden über mehreren Jahren von Februar bis April auf einer Fläche von 550 km² abertausende Fallen (2009: 15.000!) aufgestellt. Trotzdem blieb die Anzahl Nester stabil bei etwa 300 pro Jahr. Auch in anderen Gegenden wurde kein Effekt festgestellt. Dort, wo es augenscheinliche Reduktionen gab, konnte dies auf ungünstige Wetterumstände im Winter oder Frühjahr zurückgeführt werden. (Rome, 2013)
  3. Zusätzlich gibt es ein Phänomen, was zuvor bei mehreren Wespenarten und auch bei der europäischen Hornisse observiert wurde und was als „Usurpation“ bezeichnet wird. Eine Gyne, die ein Nest bildet, wird oft von einer anderen Gyne, die versucht ihr Nest zu übernehmen, angegriffen und getötet.  Und dies kann wiederholt und sogar bis über zehn Mal stattfinden. Diese Usurpation wurde mittlerweile auch bei der asiatischen Hornisse festgestellt (Jaffré, 2021)
  4. Und als letzter, aber absolut nicht unwichtigster Grund: das Aufstellen von Fallen jeglicher Art ist in Deutschland schlichtweg verboten (BNatSchG §39) und kann im Saarland zu Bußgelder bis 10.000 € führen.

Es wird sogar empfohlen (Jahn; 2023), das Usurpation-Phänomen gegen die Hornisse einzusetzen. Wenn man im Frühjahr nämlich ein Nest findet, sollte es nicht vernichtet werden, sondern man es sollte vorerst intakt lassen. Wenn dann sukzessiv mehrere Gynen nacheinander das Nest übernehmen, vermeidet man, dass diese „gezwungen“ werden eigene Nester zu bilden, deren Standort man dann aber nicht kennt. Sobald eine Gyne sich wirklich etabliert hat und 10 bis 15 Arbeiterinnen herangezogen hat, kann man davon ausgehen, dass keine Usurpation mehr stattfinden wird. Das ist dann der Zeitpunkt, an dem das Nest vernichtet werden kann.

Zu „Aufspüren und Vernichten“: Eine ausgezeichnete Beschreibung findet man auf der Webseite des Imkervereins Merzig (https://www.imkerverein-merzig.de/imkern/asiatische-hornisse [Externer Link]). Hier soll es deshalb genügen die Schritte der erprobten Vorgehensweise kurz zu erläutern.

  1. Erstelle ein Dochtglas (aber besser gleich mehrere)
    • Nehme ein einfaches Glas mit Schraub- Twist-off-Deckel. Bohre ein Loch von 4-5 mm im Deckel, das keinen Zugang für kleinere Insekten bietet, aber gerade noch breit genug für den Docht ist. Schneide aus einem saugfähigen Stück Stoff einen etwa 2-4 cm breit geschnitten Streifen (der „Docht“), der lang genug ist um vom Glasboden bis locker oberhalb des Deckels reicht.
    • Fülle das Glas bis 1 cm unterhalb des Glasrandes mit Lockstoff bestehend aus z.B. (1/3 Bier, 1/3 Weißwein und 1/3 Zucker), oder (1/3 Bier, 1/3 Weißwein, 1/3 Johannisbeersirup).
    • Mache aus drei Stäben (z.B. Bambus)und einem Kabelbinder ein Dreibein, woran man das Dochtglas stabil und in einer Höhe von etwa 1 bis 1,5 M aufhängen kann.

2. Abfangen und zeichnen der asiatischen Hornissen am Dochtglas

    • Das Dochtglas wird dort, wo die Hornissen gesehen wurden, aufgestellt und zwar so, dass man nach möglichst allen Seiten freie Sicht hat. Es sollten sich innerhalb von 24 Stunden mehrere Hornissen am Dochtglas einfinden um den süßen Lockstoff für sich und ihr Nest zu sammeln. Eine solche Hornisse kann man problemlos mit herkömmlichen Imkermitteln fangen und zeichnen (gleiches Verfahren wie bei einer Bienenkönigin). Jede Hornisse sollte farblich unterschiedlich gezeichnet werden und man sollte nicht mehr als 3 oder 4 Hornissen pro Dochtglas zeichnen.

TIPP: eine einzelne Hornisse, egal ob asiatisch oder europäisch, ist am Dochtglas friedlich. Egal wie oft man eine asiatische Hornisse abfängt, in der Taskforce haben wir noch nie erlebt, dass sich eine Hornisse aggressiv benimmt. Schutzkleidung haben wir deshalb noch nie benutzt. Anders ist es allerdings in Nestnähe, denn da können die Wächterinnen der asiatischen Hornisse ihr Nest sehr aggressiv verteidigen.

  • Wenn die Zeichenfarbe (oder Opalitplättchen) getrocknet ist, kann die Hornisse wieder vorsichtig auf das Dochtglas abgesetzt werden. Man sollte sie allerdings erst aus der Fangvorrichtung entlassen, wenn sie sich beruhigt hat und zumindest 30 Sekunden wieder Nahrung angenommen hat. Wenn genügend Nahrung aufgenommen wurde, fliegt sie (meistens) wieder direkt zum Nest zurück. Sobald die Hornisse startet sollte eine Stoppuhr gestartet und erst dann gestoppt werden, wenn die gezeichnete Hornisse wieder zurück zum Glas kommt. Es ist notwendig die Zeit mehrmals (zumindest 3 oder 4 x) zu stoppen und hierbei die schnellste Zeit für Berechnungen zu verwenden.
  • Jedes Mal, wenn eine gezeichnete Hornisse wegfliegt, sollte nicht nur die Zeit, sondern auch die genaue Richtung in der die Hornisse fliegt festgehalten werden. Es ist zu empfehlen dafür mit zwei oder 3 Personen am Glas zu stehen. Insbesondere wenn im Hintergrund viel Laub ist, verliert eine Einzelperson die Hornisse schnell aus dem Auge und dann ist es gut, wenn ein Kollege sie aus einem etwas anderen Blickwinkel lange genug im Blick hat.
  • Die Kombination von Flugzeit und Flugrichtung ist essentiell für das Aufspüren eines Nests. Die Flugzeit gibt Hinweise zur Entfernung: bei einer stabilen Flugzeit von z.B. 3 Minuten zwischen Abflug und Rückkehr der Hornisse, lässt sich der Abstand wie folgt berechnen: (Flugzeit in Sekunden -/- Verbleibzeit im Nest) / 2) x Fluggeschwindigkeit in Meter pro Sekunde= Abstand=> Rechenbeispiel bei 3 Minuten Gesamtflugzeit, 45 Sekunden Verbleib im Nest (übliche Schätzung) und eine Flugzeit von 6 Meter pro Sekunde: ((3x60‘‘ – 45‘‘)/2) x 6,0 m/s = ((180-45)/2) x 60 = 405 m. Das Nest sollte in diesem Beispiel also in der festgestellten Flugrichtung auf etwa 400 (plus oder minus 50 Meter) Entfernung sein.

TIPP: die Erfahrung im Taskforce zeigt Flugzeiten bei gutem Wetter von 6,0 bis 6,5 m/s, aber bei schlechtem Wetter kann es schon eher 4,0 bis 4,5 m/s sein.

Oft ist es hilfreich, wenn man von mehreren Dochtgläsern aus sucht (sog. Triangulation). Man verbindet dann die Daten (Flugzeiten/ Flugrichtung) von den unterschiedlichen Dochtgläsern. Dort, wo sich die Flugbahnen kreuzen wird man sehr wahrscheinlich das Nest finden. Hierzu sollte man die Daten zuhause auf einer Satellit-Karte aus z.B. Google-Maps eintragen, damit man dann vor Ort einen besseren Überblick hat.

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b) Verteidigen der Bienenkästen

Es wurde bereits erwähnt, dass eine wesentliche Gefahr der asiatischen Hornisse darin liegt, dass das ständige Fliegen vor dem Bienenkasten bei den Honigbienen zu einer Sammelstarre führen kann.

In einer Studie (Requier, 2020) wurde gezeigt, dass ein sog. „Maulkorb“ (ein Art Käfig vor dem Flugloch), zwar das Abfangen der Sammlerbienen kaum beeinträchtigt, aber dass das Auftreten der Sammelstarre drastisch reduziert wird. Vor allem dadurch erhöht der Maulkorb die Überlebenswahrscheinlichkeit der durch die VV gestressten Bienenvölker um über 50%.

In der Studie wurde empfohlen die Maulkörbe spätestens beim Anfang der Hauptjagdsaison der VV auf den Bienenkasten zu befestigen. In Frankreich fängt diese Hauptjagdsaison Anfang August an. In Deutschland ist dies sehr ähnlich.

In der Studie wurden Gitter mit Maschenbreite 6mm verwendet. Da dies das Futtersammeln der Bienen negativ beeinträchtigen könnte, wenn keine Belagerung durch die VV stattfindet, wurde vorgeschlagen stattdessen ein Gitter mit Maschenbreite von 8 bis 10 mm zu verwenden. Diese größere Breite sollte es den Bienen erlauben leichter von und zu der Beute zu fliegen, ohne dass dies den Schutz gegen die VV verringert.

Zur direkten Verteidigung können auch Fluglochschieber eingesetzt werden. Hier sollte man beachten, dass die Öffnungen dabei in der Diagonalen nicht größer als 5,5 mm sein dürfen, da die Hornisse sich sonst durchquetscht. Ein Nachteil des Schiebers ist allerdings, dass von den Bienen eingesammelten Pollen oft abgestreift werden, was für die Wintervorräte ein Problem werden kann.

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FAQ - Frequently Asked Questions

Mein Bienenvolk ist tot. Woran erkenne ich, ob das wegen der asiatischen Hornisse ist?

Ein normal starkes Wirtschaftsvolk wird im Sommer nur selten so angegriffen, dass es dadurch stirbt. Das geschieht eher bei Ableger, oder bei aus anderen Ursachen geschwächten Völkern. Wenn aber Angriffe stattgefunden haben, dann findet man meistens eine oder mehrere toten (asiatischen) Hornissen in oder vor der Beute.

Allerdings kann ein Angriff zu einer Sammelstarre führen, wodurch das Bienenvolk zu wenig Futter und Pollen für den Winter sammelt. Wenn der Imker darauf zu spät reagiert, kann ein Volk in der Folge sterben.

Literaturverzeichnis

ALTMEYER C.; Erfahrung mit Fallen in und um Schmelz: Kommunikation in Taskforce MZG; Oktober 2023

ARCA M., Papachristoforou A., Mougel F. et al; Defensive behaviour of Apis mellifera against Vespa velutina in France; Behavioural Processes ; May 2014

JAFFRE D.; Compétition intraspécifique des reines de Vespa velutina : description & quantification; l’Abeille de France ; mars 2021

LUA (Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz Saarland): Meldepflichtige Asiatische Hornisse Vespa velutina; 14.04.2023

Jahn, R.;  Die Asiatische Hornisse in Deutschland: Biologie und Besonderheiten der Vespa velutina; Schulung Kreisverband Saarlouis; 24 und 24 November 2023

LABORDE-CASTÉROT H, Darrouzet E., Le Roux G., Labadie M., Delcourt N., de Haro L., Vodovar D., Langrand J.; Ocular lesions other than stings following yellow-legged hornet (Vespa velutina nigrithorax) projections, as reported to French poison control centers; JAMA Ophthalmol. 2021 Jan; 139(1): 1–4.

LAURINO D; Lioy S; Carisio L; Manino A; Porporato M; Vespa velutina: An Alien Driver of Honey Bee

Colony Losses; Diversity Review; December 2019

MONCEAU K.; Bonnard O., Thiéry D.; Vespa velutina: A new invasive predator of honeybees in Europe; Journal of Pest Science 87(1); March 2014

TAN, S., Radloff E., Li J. J, Hepburn H. R., Yang M. X., Zhang L. J., Neumann P.; Bee-hawking by the wasp, Vespa velutina, on the honeybees Apis cerana and A. mellifera; Science of Nature; July 2007

REQUIER F.; Rome Q., Villemant C., Henry M.; A biodiversity‑friendly method to mitigate the invasive Asian hornet’s impact on European honey bees; Journal of Pest Science (2020)

RICKINGER T.; 2023; http://www.vespa-crabro.de/fang.htm [Externer Link]

ROME Q., Sourdeau C., Muller F., Villemant C.; Le piégeage du frelon asiatique Vespa velutina nigrithorax. Intérêts et dangers; Journées Nationales GTV, Nantes 2013

ROME Q., Perrard A., Muller F., Fontaine C., Quilès A., Zuccon D.; Not just honeybees: predatory habits of Vespa velutina (Hymenoptera: Vespidae) in France; Annales de la Société Entomologique de France, 2021, 57 (1), pp.1-11

VILLEMANT C., Muller F., Haubois S., Perrard A., Darrouzet E., Rome Q; Bilan des Travaux (MNHN et IRBI) sur l’invasion en France de Vespa Velutina, le frélon asiatique prédateur d’abeilles; Journée Scientifique Apicole JSA ; 11 Février 2011